Julek
Hallo ihr Menschen da draußen, ich möchte euch von meinem Leben erzählen.
Geboren wurde ich vor ca. 8 Jahren in der Ukraine, lange Zeit hatte ich einen Besitzer und ein „Zuhause“ doch aus mir unbekannten Gründen landete ich im Tierheim. Dort verbrachte ich viele Tage und Nächte, wie viele kann ich euch gar nicht mehr sagen. Plötzlich brach hier ein Krieg aus, was das ist weiß ich nicht, doch ich erinnre mich noch an pfeifende und krachende Geräusche. Irgendwie veränderte sich der Tagesablauf hier. Keine Besucher, selbst die ehrenamtlichen Helfer und nach und nach die Pfleger kamen nicht mehr ins Heim. Zu dem sonst so trostlosen Alltag kamen plötzlich Dreck und Hunger dazu. Es schien als würden alle weglaufen – außer uns, die die hinter Gittern saßen.
Der Lärm wurde immer mehr, plötzlich war er in unserer direkten Nähe! Irgendwo brach ein Gebäude zusammen, die Luft roch seltsam. Es lag ein Gestank von Angst und Tod darin.
Eines Tages kam hier eine Gruppe von mir völlig fremden Menschen an. Sie hatten Futter dabei – oh wie glücklich plötzlich alle waren! Die verbliebenen Pfleger und alle hungrigen Insassen.
Ich weiß nicht aus welchem Grund ich den Zwinger verlassen konnte und auf eine lange Fahrt nach Polen genommen wurde, aber hier ist es 1.000 mal besser! Heute weiß ich, Julek genannt, ich wurde gerettet. Hier in dem neuen Tierheim kümmern sich viele Menschen um uns. Wir wurden mit gutem Futter versorgt, vom Tierarzt untersucht, geimpft, kastriert und gechipt aber der Alltag ist trotzdem trostlos. Es fehlt mir so sehr…
Nun befinde ich mich wieder in einem Tierheim. Wie bereits gesagt, viel besser als zuvor, doch ich sehne mich nach einem echten Zuhause. Als einziger Hund oder gern auch als Zweit- Dritthund, in einem Haus mit Körbchen, viel Ruhe (die hier selten einkehrt) und Menschen die mir Liebe schenken.
Ich bin alt geworden. Meine Knochen tun weh. Ein täglicher Schmerz der mich begleitet.
Wenn ich mir mein Zuhause erträumen könnte, dann wäre es ruhig, warm, voller Liebe mit gutem Futter. Ich verlang nicht mehr viel, will nur viele kleine Runden in einem Garten laufen können, in meinem eigenen Tempo. Ich möchte mit einem oder zwei oder mehr Menschen kuscheln. Streicheln lassen ist sooo schön, dafür lieb ich sie, die Menschen. Ich bin ein freundlicher, gutmütiger und warmherziger Senior der sich nach einer Familie sehnt.
Vermutlich werde ich hier im Tierheim sterben, so wie viele Andere vor mir.
Alle hatten den selben Traum… ich glaub ich bin naiv zu glauben, dass mir dieses Glück wiederfährt.
Aber was sonst bleibt mir hier außer zu hoffen und zu träumen?